Marquardt`s Flintseite
Versuche zum Typ IV

Hier einige Bilder von meinen Versuchen zur Herstellung von Typ IV Dolchen. Ich bin selbst noch in der Anfängerphase und ahne mehr als ich weiß. Es scheint festzustehen, daß Dolch und Griff in verschiedenen Herstellungsphasen mit unterschiedlichen Techniken bearbeitet wurden. Der Griffbereich mit indirekter (Punch-) Technik, das Blatt mit direkt weicher Technik.


Direkt weiche Schlagtechnik. Ein großer Abschlag, der fast bis über die Gegenkante gelaufen ist, ermöglicht eine schnelle Verdünnung des Werkstückes.

Hier Abschläge mit den typischen Schlagmerkmalen des direkt weichen Schlages, häufig sind die Schlagflächenreste kollabiert.

Hier ein Bild, das einen Teil der Schlagflächenpräparation zeigt. "Abrading", für mich eine Mischung aus feiner Drucktechnik und Schleiftechnik. Der rauhe Sandstein wird über die Kante gezogen und gedrückt. Der Schleifabrieb ist deutlich sichtbar, ebenso wie die eingeschliffene Kante auf dem Sandstein.

Hier das Werkstück nach flächendeckender, direkt weicher Schlagtechnik. Das untere Griffende ist deutlich dicker, während das Blatt schon stark verdünnt ist. Das Hauptaugenmerk wurde auf ebene und gleichmäßige Oberflächen gelegt, weniger auf Umriß.

Hier ein Beispiel für den Beginn der indirekten Schlagtechnik mit einem Punch im Griffbereich. Das Ziel ist nun, anders als im Blattbereich, ein rautenförmiger Querschnitt im Griffbereich.

Hier habe ich drei Abschläge mit der Schlagfläche zum Betrachter wieder angefügt. Am Anfang der indirekten Technik im Griffbereich ähneln die Abschläge stark denjenigen, die bei der direkten Technik anfallen, allerdings sind bereits jetzt die Schlagflächenenden wesentlich dicker als die entgegengesetzten "terminations", Voraussetzung für den angestrebten Querschnitt des Werkstücks.

Das gewünschte Endprodukt läßt sich bereits erahnen. Der Griffbereich ist nach mehreren Punch-Phasen deutlich schmäler geworden, aber trotzdem viel dicker als das weiter verdünnte Blatt.

Hier die typischen Abschläge, die (bei mir) in den späteren Phasen der indirekten Technik beim "punchen" der Griffaussenkanten entstehen.

Hier ein Blick auf das Knaufende. Nur mit der indirekten Technik läßt sich diese Form des Griffbereiches erreichen.

Hier ein anderes Beispiel, wie der für den anschließenden Arbeitsgang erforderliche Querschnitt mit einem Grat in der Mitte des zukünftigen Griffes möglich wird. Zwei "Klingen" werden in Längsachse mit dem Punch abgelöst.

Hier das Ergebnis aus einer anderen Perspektive.

Nun kann der erste Durchlauf jeweils wechselseitig angesetzter Abschläge mit einem Kupferpunch erfolgen. Ein feiner Geweihpunch wäre auch möglich.




So sehen die mit dem Kupferpunch abgelösten Abschläge auf ihrer Unterseite, der Ventralseite, aus. Die Schlagflächen, ehemals Teile der Oberflächen der Bulbus-Negative, sind kaum erkennbar.

Hier der Mittelgrat nach dem ersten Durchlauf. Nach meinen Erfahrungen ist es sehr wichtig, weiterhin eine möglichst regelmäßige Oberfläche im Bereich der vier wesentlichen  Griffflächen zu erhalten. Dies erfordert (zumindest bei mir) weiterhin vereinzelt Abschläge von der Griffaussenkanten. Das Blatt wird immer wieder mit direkt weicher Technik bearbeitet. Die besten Originale wurden im Blattbereich überschliffen und anschließend mittels Drucktechnik mit Parallelretusche versehen.

Hier das Werkstück in der "Werkbank", also zwischen den Knien. Der kleine Kupferpunch wird mit dem Geweihstück "angetrieben". So arretiert, werden die Griffaussenkanten bearbeitet.

Hier die gleiche Situation mit anderer Orientierung des Werkstückes. So läßt sich der mittlere Griffgrat bearbeiten.

Hier ein weiteres Beispiel für den Griffgrat nach erstem Punch-Durchlauf. Hier ist außerdem im unteren Teil erkennbar, dass ein Teil der Gratnegative durch Abschläge von der rechten Griffaussenkante entfernt wurden.

Hier die gleiche Griffseite, nachdem der Grat und die Griffaussenkanten mittels Druckretusche überarbeitet wurden.
Es besteht z. Zt. Unklarheit darüber, ob die wesentlich feineren und qualitätsvolleren Zickzackgrate der Originale mittels Druckstäben mit Kupferspitzen bearbeitet wurden.

Literatur:

Barrowclough,
D.A. (2004): The secrets of the craft production of Scandinavian late Neolithic flintdaggers. In:  Lithic Technology Vol. 29, p. 75-86.
Callahan, E.C. (2006): Neolithic Danish Daggers: an experimental peek. In: Apel,J. and Knutsson, K. (eds.): Skilled Production and Social Reproduction. Aspects of traditional stone-tool technologies. p.115-129
Waldorf, D.C. and Holck, T. (2009): That dagger from Hindsgavl. In: Chips Vol. 21, Nr. 4, p.5-15.
Waldorf, D.C. (2007): D.C. Waldorf`s guide to the flint daggers of southern Scandinavia and northern Germany.
Stafford, M. (1998): In search of Hindsgavl: experiments in the production of Neolithic Danish flint daggers. In: Antiquity Vol. 72, p. 338-349.

ML 10.01.2010


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